NAHRUNG, MEDIKAMENTE, WASSER
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Zur Sicherung des Überlebens.
Noch immer werden rund um unsere vier Missionsstationen in der Provinz Sofala Leichen geborgen, die Menschen hungern und die Seuchengefahr ist nicht gebannt. Die Katastrophe im März 2019 traf Mosambik zum schlimmsten Zeitpunkt, nämlich der Erntezeit. Mais, Reis und Kokosnüsse sollten bald geerntet werden, doch dann spülten der Wind und die heftigen Regenfälle des Zyklons „Idai“ alles weg. Erst nach den mühsamen händischen Aufräumungsarbeiten kann wieder an Aussaat gedacht werden, zudem herrscht aktuell Trockenzeit, der Regen kehrt üblicherweise erst zu Jahresende wieder zurück. Der Hunger ist allgegenwärtig und die Menschen greifen auf drastische Maßnahmen zurück. Aus Verzweiflung trocknen und verkochen sie Maiskörner, die an verrottenden Pflanzen verfaulen. Eine tödliche Gefahr für die Überlebenden.
Adão Munho / Esmabama-Mitarbeiter in Chibica bei Mangunde
„Mir treibt es die Tränen in die Augen, wenn meine vier Kinder vor Hunger nicht schlafen können, und ich bin sprachlos vor Scham. Meine Familie hat die Katastrophe zwar unverletzt überstanden, aber wir stehen vor dem Nichts. All meine Felder sind zerstört, alle 11 Ziegen und 21 Hühner sind ertrunken. Schicksale wie jenes von Joaquina Madjesse aus Mudala machen uns fassungslos. Als sie sich und ihr 4 Monate altes Baby vor den Wassermassen auf einem Baum in Sicherheit bringen wollte, rutschte ihr das Kind aus den Armen und wurde von der Strömung mitgerissen.“
Seit über 18 Jahren arbeitet Sei So Frei gemeinsam mit der Partnerorganisation Esmabama in der Provinz Sofala, die dort vier Missionsstationen betreibt – Lebensgrundlage für die Menschen, die hier weitab der Städte leben. Sie dienen der Gesundheit, Ausbildung, Fürsorge und Verbundenheit der Bevölkerung. Noch nie zuvor war das Team von Esmabama dermaßen gefordert wie jetzt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter helfen, wo sie können. Nahrungsmittel, vor allem Maismehl, Bohnen, Öl und Zucker, Elektrolytlösungen, Moskitonetze, Malariatests und Malariamedikamente sowie Decken werden an die in langen Schlangen wartenden Familien ausgegeben, um sie vor den schlimmsten Gefahren zu schützen. Doch es ist weit nicht genug für alle da.
Mapisse / Esmabama-Mitarbeiter in Barada seit 16 Jahren
„Unsere Missionsstation wurde total zerstört, es gibt keinen Teil, der nicht vom Zyklon getroffen wurde. Die Schulen, das Gesundheitszentrum, die Schlafräume, das Gästehaus, das Lehrerhaus sind weg, es gibt kein Dach mehr, keine Türen oder Fenster. Auch der Stromgenerator des Gesundheitszentrums ist ruiniert und musste behelfsmäßig hergerichtet werden, wir fürchten, dass er nicht mehr lange durchhält. Der zerstörte Regenwassertank ist mittlerweile ersetzt, trotzdem arbeitet die Missionsstation aktuell mit drei händischen Wasserpumpen, weil Trockenzeit ist. Das Stromnetz der Gegend ist nicht in Betrieb, die Reparaturen werden mehr als 6 Monate dauern. Zuerst werden das Gesundheitszentrum und die Landwirtschaftsschule wieder betrieben werden. Nach dem Zyklon sind besonders die Durchfall- und Malariafälle gestiegen, es gab auch Cholera. Leider waren in unserer Gesundheitsstation Medikamente Mangelware, weswegen nicht alle Menschen versorgt werden konnten. Es ist wunderbar, dass wir zahlreiche Hilfslieferungen bekamen und die Helfer eine hygienische und psychologische Schulung erhielten, um für die Besuche der zerstörten Dörfer gerüstet zu sein. Die Regierung hat eine Impfkampagne gegen Cholera initiiert. Doch die Menschenschlangen in der Missionsstation sind immer noch lang. Wir brauchen Medikamente, Nahrungsmittel und Treibstoff, damit der Generator funktioniert.“
Dieser Videobeitrag der New York Times entstand am 22.4.2019, hat aber keinesfalls an Aktualität eingebüßt. Die Umstände und Schicksale in Mosambik, vor allem abseits der Städte, gleichen einander in allen Regionen. So auch in der Provinz Sofala, wo Sei So Frei tätig ist.
Fabrizio Graglia
– Leiter Esmabama –
“Die internationale Aufmerksamkeit lässt bereits spürbar nach, für uns bestimmen die Folgen dieser Katastrophe weiterhin jede Minute unseres Alltags. Wir sind erschöpft und müssen Acht geben, dass uns die Kräfte nicht ausgehen.”
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Zur nahezu unbewältigbaren Arbeit, der Grundversorgung der Menschen, den Aufräumungsarbeiten und dem Gesundheitsdienst, kommen der ständige Druck, die emotionale Belastung und die Ohnmacht dazu. Die Zuversicht und Lebensfreude des Teams, mit dem wir schon lange arbeiten, sind verschwunden. An ihre Stelle sind Erschöpfung und Fassungslosigkeit getreten. Wir sind in engem Kontakt mit unseren AnsprechpartnerInnen vor Ort und tiefst betroffen von dieser Tragödie. Wir hören am Telefon von den unfassbaren Herausforderungen und den enormen Strapazen, die diese Ausnahmesituation für sie darstellen.
Fabrizio Graglia / Leiter Esmabama
„Die Verzweiflung der Menschen, der Druck, aber auch unsere Ohnmacht angesichts dieser Lage bringen uns oft an die Grenzen der Belastbarkeit. Nach so einer Katastrophe in einem Hubschrauber zu sitzen, Menschen an Äste geklammert um Hilfe ringen zu sehen und in diesem Moment nichts für sie tun zu können… Zu wissen, die Menschen in den Dörfern warten auf uns, brauchen uns, doch wir kommen nicht zu ihnen durch, weil die Infrastruktur zerstört ist, alles unter Wasser steht, uns Boote fehlen… Endlich die ersten Hilfslieferungen zu bekommen, aber sofort zu sehen, dass sie nicht für alle ausreichen werden… All das lässt einen hilflos zurück. Es gibt nach wie vor von nichts genug, was die Familien brauchen. Nicht genug Essen, nicht genug Medikamente, nicht genügend Unterkünfte. Die Nachlieferungen laufen schleppend, die Infrastruktur ist noch nicht wiederaufgebaut und immer noch finden wir täglich Leichen. Die internationale Auf- merksamkeit lässt bereits spürbar nach, für uns bestimmen die Folgen dieser Katastrophe weiterhin jede Minute unseres Alltags. Wir sind erschöpft und müssen Acht geben, dass uns die Kräfte nicht ausgehen. Die harte Arbeit, der Wiederaufbau, steht erst bevor.“
Nicht nur die Wunden dieser unvorstellbaren Naturkatastrophe sitzen tief und sind besonders schmerzhaft, sondern auch die Auswirkungen, die noch auf die Bevölkerung zukommen, bereiten uns Sorgen. Die Gefahr von Infektionskrankheiten und Seuchen, die durch Wasser und Mücken übertragen werden, ist noch nicht gebannt und die Gesundheitsversorgung ist noch lange nicht wiederhergestellt. Es wird teilweise Monate dauern, bis es wieder Strom gibt und die wichtigsten Hilfseinrichtungen den Betrieb wieder aufnehmen können. Zudem werden laut UNO 1,5 Millionen Menschen in Mosambik bis April 2020 auf Nahrungsmittellieferungen angwiesen bleiben. Diese Ohnmacht und die tiefe Traurigkeit, die die Tragödie hinterlassen hat, sind die schlimmsten Folgen des Zyklons.
Augusto Mupandunque, Schüler der 10. Klasse in der Missionsstation von Estaquinha
„Als der Zyklon gewütet hat, war ich nicht bei meiner Familie, die in Begage lebt. Am 15. März habe ich mich aufgemacht, um nach meiner Familie zu sehen. Sie wurde in aller Herrgottsfrüh vom Wasser aufgeweckt, das ins Haus kam. Alle sind auf den einzigen Mangobaum geflüchtet, auf dem bereits mehr als 20 Personen saßen. Drei Menschen davon sind vor ihren Augen gestorben. Durch Hunger, Ermüdung, Schlaf oder Panik haben sie es nicht geschafft, sich am Baum festzuhalten. Sie sind hinunter gefallen und wurden von den Wassermassen mitgerissen. Es waren schreckliche Tage.“
DAS IST ZU TUN.
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Bitte helfen Sie uns weiterhin!
Die Menschen in Mosambik sind bis zur ersten Ernte im April 2020 auf unsere Hilfe angewiesen. Durch unsere unmittelbare Nähe zu den Hilfskräften vor Ort können wir rasch und unbürokratisch helfen. Die Bevölkerung benötigt dringend Lebensmittel und Medikamente.
Sei So Frei investiert die Spendengelder in die Grundversorgung der Notleidenden. Unsere Partnerorganisation Esmabama verteilt Maismehl, Bohnen, Öl und Zucker an die hunderten wartenden Menschen. Bitte helfen Sie uns, die Zeit bis zur ersten Ernte zu überbrücken!
Jeder Beitrag hilft!
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