DIE VOLKSSCHULE IN

RIO BLANCO

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Erweiterung des Schulgebäudes um einen ersten Stock

Río Blanco liegt in der Gemeinde Joyabaj auf 1.800 Metern Seehöhe, Armut in vielen Facetten prägt das Bild, das sich einem bietet – es fehlt an wirklich vielem.
2014 entschied Sei So Frei, in Río Blanco einen ersten Schritt zur Veränderung zu setzen. Unser Leitmotiv “Bildung als Basis für eine bessere Zukunft” wurde in die Tat umgesetzt. Gemeinsam mit der lokalen Partnerorganisation ADICO (Asociación de desarrollo integral comunitario), vor allem aber auch durch den unermüdlichen Einsatz der Bevölkerung, eröffneten wir im Jahr darauf ein neues Schulgebäude mit dazugehörigem Sportplatz.

Jaime David Alvarado Gutiérrez
– Direktor –

“Noch vor einigen Jahren war unsere Schule eine Holzbaracke. Heute haben wir Platz für mehr als 170 Kinder, einen Sportplatz und fließendes Wasser! Wir freuen uns sehr.”

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DER PLATZMANGEL

Der Bau dieser Schule hat vieles verändert – die neuen Gegebenheiten haben nicht nur Lehrkräfte und Schulkinder, sondern auch die Verwaltung und Eltern inspiriert. Die Schülerzahl ist zwischen 2015 und 2018 von 90 auf 159 Kinder gestiegen. An sich eine unglaublich erfreuliche Entwicklung. Was sie aber mit sich brachte, war, dass die ursprünglich vier bestehenden Klassen schon bald wieder zu klein wurden. Wieder musste im Freien unterrichtet werden.

DAS ENGAGEMENT DER BETROFFENEN

Aus dieser Not heraus forderte die Bevölkerung Río Blancos Unterstützung vom Bürgermeister ein, Eltern und Lehrkräfte trugen Geld zusammen. Der Plan: der Bau zweier weiterer Räume. Für ein motiviertes Vorhaben bedarf es nicht zuletzt oft auch unkonventioneller Ideen und eines Quäntchens Kreativität. So suchte sich die Bevölkerung des Dorfes unter anderem Unterstützung bei aus Guatemala ausgewanderten Verwandten in den USA.

Mit viel Einfallsreichtum, gemeinsamer Anstrengung, der Unterstützung von ADICO und Sei So Frei konnte die Schule schlussendlich um einen Stock, zwei Klassenzimmer, erweitert werden. Dank des großen Engagements der Bevölkerung, war der Beitrag unsererseits diesmal sogar sehr überschaubar. Insgesamt mussten “nur” noch zwei Türen und vier Fenster beigesteuert werden. Den Rest schafften sie in Eigeninitiative. Unter Ausgangsbedingungen wie in Rio Blanco keinesfalls ein leichtes Unterfangen oder eine Selbstverständlichkeit.

DIE STOLZE ERÖFFNUNG

Am 1. Februar 2018 wurde das umgebaute Schulgebäude eingeweiht. Zum Eröffnungsfest der wunderschönen, nun zweistöckigen Schule mit angeschlossenem Sportplatz kam nicht nur das gesamte Dorf, sondern natürlich auch Mayra Orellana, Projektleiterin von ADICO, Sei So Frei OÖ Geschäftsführer Franz Hehenberger sowie die Projektassistentin Ruth Lummerstorfer. Gemeinsam mit Direktor Jaime David Alvarado Gutiérrez, den fünf Lehrerinnen und Lehrern, sowie dem Bürgermeister und natürlich den begeisterten Kindern und Eltern wurde ein strahlendes Fest gefeiert.

UNSERE WEITEREN ZIELE

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Dieses Schulprojekt konnte erfreulicherweise bereits realisiert und sogar ausgebaut werden. In vielen anderen Orten Guatemalas bedarf es erst eines Anfangs. Bildung ist der einzig nachhaltige Weg aus der bitteren Armut. Bauen wir mehr Schulen, schaffen wir mehr schulische Infrastruktur!

>> Über den Bau von Volksschulen

Das Land in Zentralamerika lebt mit einer äußert abwechslungsreichen Geschichte. Von der klassischen Hochblüte während der Mayazeit über die grausamen Kolonialzeiten während der spanischen Besetzung, Unabhängigkeit und Ausrufung der Republik 1839 bis zu den wechselnden Diktaturen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war und ist das Land zumeist von tiefer Armut und Repression geprägt. Die Landschaft ist überaus vielfältig, verschiedenste Klimazonen prägen die Gegenden von den tropischen Küsten bis ins karge Hochland. // Fläche: 109.021 km2 // Einwohner: 17 Millionen // Amtssprache: Spanisch

Guatemala hat eine sehr hohe Auswanderungsquote, rund 5% der Einwohner lassen das Land auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen. Studien gehen davon aus, dass circa 70% der Erwerbstätigen in Gelegenheitsjobs ohne vertragliche und soziale Absicherung arbeiten. Die Einkommen sind extrem ungerecht verteilt. Die Armutsquote liegt bei knapp 60% und die Hälfte der Kinder gilt als unterernährt.

Guatemala ist eine präsidentiell-demokratische Republik, das Parlament und der Präsident werden alle vier Jahre gewählt. Dennoch wird das Land international als eine Mischform zwischen Demokratie und autoritärem Staat, als „teilweise frei“, bewertet. Das Vertrauen, besonders der indigenen Bevölkerung, in das staatliche Rechtssystem ist überaus gestört und der starke Einfluss gesellschaftlicher Gruppen außerhalb der Parteien, besonders von Militär und Unternehmen, lässt die Politik generell sehr instabil sein. Die Korruption zieht sich zum Teil bis in hohe staatliche Ämter durch.

Die Bevölkerung Guatemalas setzt sich nahezu gleichermaßen aus indigenen und europäisch-stämmigen Menschen zusammen. Das Bewusstsein für Volkskultur, Bildung, Politik und Umweltthemen ist – wie nahezu überall – abhängig vom Bildungsgrad und der Region, in der die Menschen leben. Die große Armut breiter Bevölkerungsschichten, aber auch die sehr hohe Analphabetismusrate sind ein deutlicher Hemmschuh für den aufmerksamen Umgang mit Themen abseits des täglichen Überlebens. Die eindrucksvolle Gastfreundschaft und Freundlichkeit, auch und gerade in den ärmsten Regionen des Landes, lassen aber an der Herzensbildung keine Sekunde zweifeln.