KRAFT FÜR NEUBEGINN

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Mosambik muss wieder aufgebaut werden.

An dieser Stelle wissen wir gar nicht, wo wir mit unseren Berichten beginnen sollen. Mosambik ist eines der allerärmsten Länder der Welt, vom Klimawandel auch ohne Katastrophen stärker betroffen als viele andere, und gilt generell als aufstrebendes Entwicklungsland. Bis im März 2019, als die Sturmkatastrophe über die Menschen hereinbrach. Nun ist alles anders. Hunderttausende Menschen sind immer noch von Hilfslieferungen abhängig, der Wiederaufbau der Infrastruktur und Felder geht nur schleppend voran und die selbstständige Versorgung, besonders der Menschen in der Provinz Sofala, unserem Projektgebiet, wird noch dauern.

Dieser Videobeitrag der New York Times entstand am 22.4.2019, hat aber keinesfalls an Aktualität eingebüßt. Die Umstände und Schicksale in Mosambik, vor allem abseits der Städte, gleichen einander in allen Regionen. So auch in der Provinz Sofala, wo Sei So Frei tätig ist.

Adão Munho
– Esmabama Mitarbeiter –

„Mir treibt es die Tränen in die Augen, wenn meine vier Kinder vor Hunger nicht schlafen können, und ich bin sprachlos vor Scham. Meine Familie hat die Katastrophe zwar unverletzt überstanden, aber wir stehen vor dem Nichts.“

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DIE EREIGNISSE IM ÜBERBLICK.

DIE BETROFFENEN.

Selbst wenn wir wollten, könnten wir die Situation nicht authentischer beschreiben als hunderttausende Betroffene. Einige von ihnen im O-Ton:

Adão Munho
Esmabama-Mitarbeiter in Chibica bei Mangunde

„Mir treibt es die Tränen in die Augen, wenn meine vier Kinder vor Hunger nicht schlafen können, und ich bin sprachlos vor Scham. Meine Familie hat die Katastrophe zwar unverletzt überstanden, aber wir stehen vor dem Nichts. All meine Felder sind zerstört, alle 11 Ziegen und 21 Hühner sind ertrunken. Schicksale wie jenes von Joaquina Madjesse aus Mudala machen uns fassungslos. Als sie sich und ihr 4 Monate altes Baby vor den Wassermassen auf einem Baum in Sicherheit bringen wollte, rutschte ihr das Kind aus den Armen und wurde von der Strömung mitgerissen.“

Inácio João
Gesundheitsmitarbeiter in Mangunde

„Wir wissen immer noch nicht, wie viele Menschen die Katastrophe überstanden haben. Ich habe den Auftrag, die überlebende Bevölkerung in meinem Heimatdorf und den angrenzenden Gemeinden zu registrieren. Die Straßen sind in einem schlimmen Zustand, ich fahre mit dem Rad 9 Stunden in den Nachbarort. 28 Menschen starben bei uns, von den 386 Familien hat keine mehr ein Dach über dem Kopf. Alle sind Wind und Wetter ausgesetzt. Ohne Decken, Moskitonetze oder zusätzliche Kleidung müssen sie tagelang ausharren und auf Hilfslieferungen warten. Die Menschen haben gar nichts mehr, aber am schlimmsten ist ihre tiefe Traurigkeit.“

Jossias Mateus
Bauer in Mangunde

„Meinen 10 Kindern und meiner Frau ist nichts passiert, aber wir haben alles verloren. Haus, Hühner, Enten, Ziegen, Schulsachen. Mittlerweile haben wir das Haus mit Naturmaterialien wieder notdürftig aufgebaut, aber große Schwierigkeiten mit dem Essen, weil unsere gesamte Produktion zerstört wurde. Die ersten Tage waren furchtbar und wir hatten gar nichts zu essen. Wir konnten die Kinder zu Verwandten schicken und sie bekamen Hilfe, aber es war nicht genug für alle da. Dank Esmabama konnten wir überleben und haben nun auch Samen für Kohl, Tomaten und Gemüse bekommen. Aber wir möchten nicht auf Hilfe angewiesen bleiben, sondern ohne fremde Unterstützung überleben können. Dieser Gedanke ist mir sehr wichtig und ich versuche, ihn auch Freunden und Kollegen weiterzugeben.“

Marita
Bäuerin in Chironda

„Ich bin schon alt und lebe gemeinsam mit meiner Schwester von dem, was wir anbauen. Unser Haus wurde vom Zyklon weggerissen, wir mussten lange im Freien schlafen und können unser Haus nicht selbst wiederaufbauen. Wir haben lange durchgehalten ohne Kleidung und Nahrung, wir fanden einzig ein paar Süßkartoffel, um uns zu ernähren.“

ESMABAMA.

Seit 18 Jahren arbeiten wir mit der gemeinnützigen Organisation Esmabama zusammen. Sie betreibt seit gut 20 Jahren 4 „Missionsstationen“ in den ärmsten Bezirken im Süden der Provinz Sofala, welche ursprünglich in den 1970ern von Comboni-Missionaren als erste (und bis dato: einzige vergleichbare) Infrastruktur im Busch zur Versorgung der Familien errichtet wurden. In den Stationen gibt es Schulen und Internate für circa 8.000 Schülerinnen und Schüler, sowie Gesundheitszentren, in denen aktuell rund 80.000 Menschen betreut werden. Begleitend werden verschiedene Projekte zu den Themen Bildung (>> „Schule unterm Schattenbaum“), Gesundheit und Hygiene, Landwirtschaft und Geschlechtergleichstellung durchgeführt. Fast 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen so rund 350.000 Menschen aus der Region. Auf einer Fläche von 1.000 Hektar werden Kleintiere gehalten und Mais, Reis, Gemüse und Kokosnüsse produziert, um die Ernährung der Jugendlichen und Familien zu garantieren.

WAS WIR KONKRET BRAUCHEN.

In der Projektregion im Süden der Provinz Sofala leben auf einer Fläche so groß wie Niederösterreich geschätzt 500.000 – 600.000 Menschen. Genaue bzw. aktuelle, offizielle Angaben existieren nicht. Die Mehrheit der Bevölkerung lebt in Armut ohne Ernährungs- oder Einkommenssicherheit.

Alle Vorräte, Medikamente, Saatgut, Hütten, Werkzeuge, Ausrüstung und Nutztiere gingen in den Buschdörfern rund um die Stationen verloren. Nun braucht es all das aufs Neue. Ganz besonders aber Saatgut (Mais, Erdäpfel und Bohnen) sowie Hühner und Ziegen. Die Familien müssen die zerstörten Felder wieder aufbauen und den Boden angemessen bestellen. Auch die Jugendlichen der landwirtschaftlichen Fachschulen in den Missionsstationen bekommen praktischen und theoretischen Unterricht und unterstützen die benachbarten Dörfer.

PROGRAMMINHALTE.

Wiederaufbau von Lebensgrundlagen für die kleinbäuerlichen Familien
Förderung der nachhaltigen ländlichen Entwicklung
Saatgut und Werkzeug werden für den Eigengebrauch zur Verfügung gestellt
Nutztiere wie Hühner und Ziegen werden angeschafft
– Im Gegenzug dafür erfüllen die Familien bestimmte Vorgaben (z. B. rein biologische Landwirtschaft, Organisation in Gruppen)
Trainings in Tierhaltung, Bodenbearbeitung und Aufforstung für Bauerngruppen
– Gemeinsame Bestellung von Demonstrationsfeldern
Langfristiges Ziel: Vermarktung der eigenen Produkte, um kleine Ersparnisse anzulegen für Dürre/Überschwemmungen, Werkzeugankauf, Krankheit etc.

DAS IST ZU TUN.

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Bitte helfen Sie uns weiterhin!

Wir waren in Mosambik bereits auf einem sehr guten Weg mit diesem Programm, als der Zyklon alles vernichtet hat. Einzig und allein diese Bildung konnte ihnen der Tropensturm nicht nehmen. Nun müssen wir zusammenhelfen, damit die Menschen ihre Lebensgrundlage wieder aufbauen können.

Wir benötigen dringend Saatgut, Werkzeuge und Nutztiere. Es gilt, den Wiederaufbau mit allen Mitteln zu unterstützen. Gemeinsam können wir etwas verändern!

Jeder Beitrag hilft!

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22 Euro kostet das Werkzeug für die tägliche Feldarbeit für 1 Familie.
Mit 70 Euro schenken Sie einer Familie eine Ziege und einen Kurs für Tierhaltung.
Um 360 Euro kann ein Dorf mit rund 40 Familien mit Saatgut versorgt werden.

Der jahrelange Bürgerkrieg machte Mosambik zu einem der allerärmsten Länder der Welt, 2021 belegte es Platz 185 von 191 Ländern im Index der menschlichen Entwicklung. Häufige extreme Wetterereignisse (Dürren, Überschwemmungen, tropische Zyklone) und Überbevölkerung wie auch Epidemien, erschweren das Fortkommen. HIV/Aids betrifft rund 1.5 Millionen Menschen, es ist die häufigste Todesursache im Land. Malaria birgt eine ähnliche Gefahr: Die vergleichsweise wenigen Mücken übertragen beinahe zu 100% Malaria, Mosambik zählt zu jenen vier Ländern mit den höchsten Raten an Malariafällen und Todesfällen weltweit. Dennoch spürt man einen feinen Hauch von Aufschwung. Die extrem hohe Analphabetismusrate sinkt langsam, mittlerweile gehen fast 80% der Kinder zumindest fünf Jahre lang zur Schule, wenn auch vorwiegend in den Städten. Auch die Rate der an Unterernährung leidenden Bevölkerung konnte in den letzten Jahren von über 40 % auf 27 % gesenkt werden. Doch noch immer leiden die Menschen, vor allem in den abgelegenen Regionen, Hunger und Not. // Fläche: 801.590  km2 // Einwohner: ca. 32 Millionen // Amtssprache: Portugiesisch

Dass angesichts so überbordender Armut dennoch so viel Hoffnung zu spüren ist, ist den Menschen zu verdanken. Nach Fluten wird wiederaufgebaut, nach Dürren wird wieder gepflanzt. Aufgeben gibt es nicht. Wobei die Umstände dramatisch sind. Von meist deutlich unter einem Euro pro Tag müssen die Menschen leben. 1,5 Millionen Waisen gibt es in Mosambik und Kinderarbeit ist normal, weil die Familien auf das Geld angewiesen sind, das die Kinder verdienen. Fast 50% der Bevölkerung sind jünger als 15 Jahre, weil Frauen durchschnittlich mehr als vier Kinder bekommen. Es gibt kaum Zugang zu Verhütungsmitteln und nur 6% der Kinder haben eine Geburtsurkunde. Millionen Kinder ohne Dokumente sind Missbrauch, Kinderarbeit, Zwangsverheiratung oder dem Militärdienst ausgesetzt. Dazu kommt, dass nicht einmal jeder zweite Mensch in Mosambik Zugang zu sauberem Trinkwasser hat. Unvorstellbar für uns.

Mosambik ist eine Republik und hat eine schlimme Geschichte. Nach der Unabhängigkeit von Portugal 1975 begann einer der längsten und blutigsten Bürgerkriege Afrikas. Er endete 1992 mit geschätzt einer Million Toten und dem totalen wirtschaftlichen Kollaps des Landes. Die ersten demokratischen Wahlen fanden 1994 statt, bei denen die immer noch herrschende Frelimo-Regierung als Sieger hervorging. Die politische Lage ist nun weitgehend stabil, auch wenn immer wieder Fälle schwerer Menschenrechtsverletzungen gemeldet werden. Die Pressefreiheit ist stark eingeschränkt und gesellschaftliche Probleme wie häusliche Gewalt, Diskriminierung und Missbrauch von Frauen, Ausbeutung, Zwangsarbeit und die hohe Aids-Rate fordern das Land zusätzlich.

Das wirtschaftliche Wachstum, das Mosambik zugestanden wird, gilt nur für Wenige. Der allergrößte Teil der Bevölkerung ist kaum in der Lage, sich ein differenziertes Bild über das eigene Leben zu machen. Zu groß ist die Armut, der Hunger, zu viele Kinder werden geboren und sollen überleben. Mosambik unternimmt jedoch große Anstrengungen, um Kindern Schulunterricht zu ermöglichen, was zu teilweise irrwitzigen Klassengrößen führt. Themen wie Umweltschutz, Grundrechte und Menschenrechte stehen kaum irgendwo im Mittelpunkt. Der Weg zu einem würdigen, selbstbestimmten und freien Leben ist in Mosambik noch recht weit.