DER AUFBRUCH INS
UNGEWISSE
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Vision, Wagnis und unvergleichliche Erfolgsgeschichte
Wir stehen mit Tränen der Rührung in den Augen am Unicampus in Bilwi in der Atlantikregion Nicaraguas. Die Anreise war beschwerlich, die Straßen sind in furchtbarem Zustand und ein Abenteuer. An der Autofähre des Wawa-Flusses war ein Stahlträger gebrochen, gemeinsam mit vielen Menschen und Fahrzeugen warteten wir stundenlang, bis wir nach schier endlosen Bemühungen der Fährenmitarbeiter schließlich doch mit der „kaputten“ Fähre übersetzten. Aber nun sind all diese Strapazen vergessen und wir feiern das 25-Jahr-Jubiläum „unserer“ Universität voller Stolz, Demut und Freude. An unserer Seite stehen hunderte der aktuell 10.000 Student*innen, das große Professorenkollegium und die Rektorin Alta Hooker. Auch sie können ihre Emotionen kaum in Zaum halten.
Franz Hehenberger
– Geschäftsführer Sei So Frei OÖ –
“Mut, Risiko und eine gehörige Portion Wahnsinn gehörten dazu, dass diese Uni heute existiert und vom Staat getragen wird. Das hätten wir vor 25 Jahren nicht für möglich gehalten.”
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Es ist nicht unsere erste beschwerliche Anreise hierher, in das Hinterland der benachteiligten und über so viele Jahre schwer vernachlässigten Osthälfte Nicaraguas. Als wir Mitte der 90er Jahre das erste Mal hierherreisten, gab es nicht mal eine Hand voll Mittelschulen. Die Menschen in dieser vergessenen Region waren unsagbar arm und ohne jegliche Zukunftsperspektiven. Sich selbst erhalten zu können, gute Berufe auszuüben, eigenes Geld zu verdienen, angemessen von den Nahrungsmitteln zu leben, die selbst angebaut werden, war für die allermeisten von ihnen nicht einmal denkbar. Nun sieht die gesamte Region ganz anders aus. Weitab von der Hauptstadt Managua bekam die indigene Bevölkerung die Chance auf Bildung. Und sie nützte sie. Tausende Student*innen besuchen heute die URACCAN an ihren 9 Standorten. Sie lernen Land- und Forstwirtschaft, Betriebswirtschaft, Soziologie, Mathematik und Sprachen oder auch Soziologie, Bau- und Ingenieurswesen, Veterinärmedizin oder Gemeindeentwicklung oder Psychologie.
Und sie ermöglichen der gesamten Region damit unfassbaren Drive. Die Absolvent*innen stehen auf eigenen Beinen und haben sich ob ihrer wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Integration unverwechselbare Positionen erarbeitet. Mittlerweile sind vielen von ihnen in weitreichenden Entscheidungen für die Atlantikregion involviert. Das Wichtigste daran: Sie sind in der Region geboren und aufgewachsen, sie kennen ihr Land und die Menschen, sie kennen die Hürden und Chancen, sie kennen die Armut und wissen um die einzelnen Schritte, die es benötigt, um nachhaltige und umfassende Änderungen herbeizuführen. Viele sind wie Xiomara (>> Projektpartnerin im Interview) zu Führungspersönlichkeiten herangereift und tragen Selbstbewusstsein und Chancen in die entlegensten Gegenden. Wie zum Beispiel nach Waslala. Dass wir 1999 dort einen nur 14 Jahre alten Lehrer trafen, der unterrichtete, einfach weil niemand anderer da war und die nächste Lehrerbildungsstätte 200 km entfernt war, gab den Anstoß, im Ort 2003 eine Höhere Pädagogische Lehranstalt im Rahmen der URACCAN zu gründen. Heute gibt es, statt damals einer, im Bezirk 19 Mittelschulen mit ausreichend Lehrpersonal.
Viele Menschen mussten eindrucksvollen Mut, extrem viel Einsatzbereitschaft und außergewöhnliche Visionsfähigkeit investieren, damit all das zustande kommen konnte. Die erste Rektorin der Universität, Mirna Cunningham, war eine davon. Eine weitere, der die einzigartige Bildungseinrichtung besonders viel zu verdanken hat, ist Alta Hooker. Die aktuelle Rektorin begann ihre Arbeit an der Uni 1997, als sie als ehemalige Landtagspräsidentin und amtierende Vorsitzende des Gesundheitsausschusses das Institut für Traditionelle Medizin und Gemeindeentwicklung gründete. Seit 2003 leitet diese außergewöhnliche, vielfach ausgezeichnete und charismatische Frau die Geschicke und Entwicklung der URACCAN. Ihrem Einsatz und Netzwerk ist es zu verdanken, dass die Universität heute vom Staat anerkannt und aus den bescheidenen Mitteln des Bildungsbudgets finanziert ist. Aber auch viele österreichische Unterstützer*innen, Politiker*innen und Sei So Frei-Mitarbeiter*innen stehen hinter der Geschichte der URACCAN. Der Sei So Frei-Vorsitzende Franz Gütlbauer, der Komiteevorsitzende Johann Liebletsberger und 13 Ausschussmitglieder nahmen 1994 ihren gesamten Mut – und die nahezu gesamten Finanzen – zusammen und beschlossen, das Projekt, das so vielen anderen Entwicklungshilfeorganisationen zu unsicher war, zu realisieren. Unterstützung kam über die Jahre auch immer wieder aus der österreichischen Politik. Unter anderem vom damaligen oberösterreichischen Bildungslandesrat Walter Aichinger und dem ehemaligen Landeshauptmann Josef Pühringer. Auch sie stellten sich der mühsamen Anreise bis nach Bilwi.
Und auch sie wurden Zeugen der großen Auswirkungen, die unser Projekt auf die gesamte Atlantikregion und auch die umliegenden Länder hat. Die Universität sorgt dafür, dass das Land für die indigenen Menschen lebenswert bleibt und es sich für die Ansässigen nun wieder lohnt, in ihren Dörfern und Bergen zu bleiben, wo das Leben zwar mühsam und zäh ist, aber sich die Menschen wieder selbst erhalten können und ihre eigene Zukunft aufbauen. Und genau daran denken wir nun, während wir hier stehen und 25 Jahre URACCAN feiern. Dass sich auch unser Mut ausgezahlt hat, das Risiko zu tragen. Dass wir an das Richtige geglaubt haben, weil sich die Welt ein bedeutendes Stück zum Besseren verändert hat.
UNSERE WEITEREN ZIELE
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Zwei der weiterführenden Projekte, die wir im Rahmen der URACCAN Universität begonnen haben, konnten bereits abgeschlossen werden. Wir bedanken uns bei Ihnen ganz herzlich für diese Unterstützung und hoffen, dass Sie sich über unsere Berichterstattung dazu freuen:
Ein weiteres Projekt braucht weiterhin unsere Unterstützung. Auf dem Unicampus in Waslala bieten wir jungen Menschen mit Schulausbildung 1-jährige landwirtschaftliche Praxislehrgänge, damit sie ihre Familien und Dörfer dabei unterstützen können, sich selbst nachhaltig und wertvoll zu versorgen. Unterstützen Sie uns dabei, diese wichtigen Ausbildungen fortführen zu können!